Musical-Erfolg: Marienschule „Voll auf Kurs!“

ALZEY – Samstag, 23. Juni, St. Marien-Grundschule: Ise Hanf, Lehrerin und Gesamtleiterin der musikalischen Aufführung, bewegt langsam und präzise beide Arme nach oben – und „es“ erhebt sich. Ein Meer aus türkisblauen T-Shirts mit Marien-Logo breitet sich aus und erfüllt den Kirchenraum mit einem einheitlich stimmigen Bild und himmlischen Grundschüler-Stimmen.

Als an diesem ganz besonderen Musical- und Schulfest-Tag an der staatlich anerkannten Grundschule in Trägerschaft der St. Martinus gGmbH der „Vorhang“ aufgeht, sieht ihn niemand. Weil er nicht existiert. Die Schule nutzt, wie schon 2019, dem Jahr der letzten Musicalaufführung vor der erzwungenen Coronapause, die benachbarte Josephskirche für ihren lange sehnlich erwarteten großen Auftritt.

Dann tritt die Theater-AG auf, nein, sie „schleicht“ sich gewissermaßen in die Kirche – und vom ersten Satz an auch in die Herzen der Zuschauer. Letzteres ist dem kindgerechten und zeitgemäßen Drehbuch zu verdanken, das maßgeschneidert um die peppigen Songs des bekannten Kinderliedermachers Uwe Lal herumgeschrieben wurde. Die Drehbuchautorin, Annette Marouelli, ebenfalls Lehrerin an der Marienschule, steht jetzt mittendrin in diesem „Meer“, umgeben von allen Schülern der Marienschule und von allen Lehrerinnen und Lehrern.

Die Handlung beginnt unaufdringlich als Spaziergang: Fischer am See Genezareth reden aufgeregt über diesen seltsamen „Mann aus Nazareth“, dessen Besuch für heute angekündigt wurde. Die Kinder der Theater-AG spielen unaufgeregt und entspannt, die Zuschauer finden sich schnell in einem „Sog“ wieder. Sie wollen genau wie die Fischer erfahren, wer denn da eigentlich kommt. Das maritime Bühnenbild beeindruckt durch minimalistische Genialität, die Kostüme ebenso.

Bevor der starke Song „Volle Kraft voraus“ inklusive der freundlichen Begrüßung „Willkommen hier an Bord“ erschallt und das Boot im Mittelpunkt der Bühne, bzw. des Altarraums in erste Schwankungen versetzt, erfahren wir bereits sehr Wichtiges über die Hauptfigur. Jesus-Darsteller Luis Böseler steht, ebenfalls türkisblau gewandet, mitten im Raum und unterhält sich entspannt mit seinen Jüngerinnen und Jüngern.

Er ist seltsam, dieser „Mann aus Nazareth“, dieser Prophet, der bescheiden und fast schüchtern wirkt – und der ein Fremder ist an diesem Ort. Fremd-Sein: Die klugen und wissbegierigen Schüler haben schon zu Beginn der zunächst getrennt durchgeführten Theater- und Musical-AG- Proben schnell begriffen, was es bedeutet, ein Fremder zu sein in einer kleinen und festgefügten Welt wie dem Fischerdörfchen am See Genezareth, dem Ort der Handlung.

Die Kinder spielen gekonnt, anschaulich und lautstark vor, was unweigerlich passiert, wenn ein Fremder auftaucht im Dorf: „Was soll das, … das kann doch gar nicht sein!“, zetern aggressiv diejenigen, die ihm misstrauen, diesem angeblichen Sohn Gottes. Ihnen gegenüber stehen schnell kluge Dorfbewohner, die viel anfangen können mit dem, was Jesus sagt. Während seine Kritiker „Wer ist der Mann?“ schreien, bzw. wohlartikuliert und betont singen, lassen sich die „Klugen“ schnell anstecken von der Kraft, Begeisterung und Güte, die sie an ihm wahrnehmen: „Er sagt, dass Gott uns liebt und uns in Händen hält. Wer bist du (…) Jesus Christ? Ich staune, wenn ich von dir hör, ich wüsst‘ gern, wer du bist.“

Als das Boot, in dem sich Jesus und seine neuen Jünger befinden, in einen bedrohlichen Sturm gerät (auf der Bühne beben die schön bemalten Pappkartons, aus denen es besteht), sind kurzzeitig auch seine treuesten „Fans“ irritiert: „Jesus, schläfst du? Merkst du nicht, wie alles hier zusammenbricht?!“ – Er merkt es, bleibt aber „cool. Und gibt seine göttliche innere Ruhe letztlich auch an die weiter, die kurzzeitig an ihm zweifelten. Und sogar an diejenigen, die ihn hassen und die ihn letztlich wie einen Verbrecher ans Kreuz nageln werden.

Genau das ist eine von zwei Kernbotschaften dieses Musicals, jedenfalls in der unaufdringlichen und gerade deshalb so gelungenen Inszenierung der Marien-Schule: Christ sein heißt, „voll auf Kurs“ zu sein und zu bleiben, auch in schwierigen Situationen. Auch, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht und die kleine Welt um uns herum, an die wir uns so sehr gewöhnt haben, auseinanderzubrechen droht. Es bedeutet auch, keine Angst zu haben vor „Neuem“ und „Fremdem“, bzw. vor fremden Menschen.- Botschaft Nr.2, stark gesungen und gesprochen von Jesus-Darsteller Luis: „Ich bin bei Euch – auch, wenn Ihr es nicht immer gleich merkt.“

Es ist kein Zufall, dass die gleichzeitig „moderne“ und „alte“ (biblische) Geschichte von einem Außenseiter, der Neues und Segensreiches in die Welt brachte, für diese jüngste „Singspiel-“ und Musical-Produktion der St. Marien-Schule ausgewählt wurde.

Die übrigens kleinste Grundschule im Bistum Mainz leistet, das mag den „Inner Circle“ (Frau Hanf, Frau Marouelli und Chor-AG-Leiterin und Seelsorgerin Julia Göttelmann) bei der Stückauswahl inspiriert haben, wirklich Großes, und das seit 1992.

Das stimmgewaltige Stück „Voll im Wind“ ist das letzte des Musicals. Die Chorkinder und alle singenden Schüler geben alles, als sie die wahrscheinlich wichtigste Zeite des Stücks schmettern: „Volle Kraft voraus! (…) Ist Jesus mit im Boot, ist alles voll im Lot.“ – Dann: tosender Applaus, langanhaltend und ohrenbetäubend. Der Applaus hält auch nach gut vier Minuten wieder an, als Mirjam Lilienfeld, die stellvertretende Schulleiterin, wie schon vor Beginn des Stücks, wieder auf der Bühne steht und das formuliert, was unüberhörbar ist: „Ihr könnt unglaublich stolz sein auf euch und das, was Ihr alle zusammen erreicht habt“, ruft sie als erstes allen strahlend im Altarraum stehenden Kindern zu – und wendet sich dann an die übrigen Akteure: „Das hier, was uns alle im Publikum so beeindruckt hat, das war und ist nur als Gesamtleistung möglich.“

Frau Lilienfeld dankte zunächst derjenigen, die alle Fäden in den routiniert ruhigen Händen hielt: Lehrerin Ise Hanf. „Frau Hanf, Du warst und bist wieder einmal grandios!“ Blumen und Dank aus der Hand der Schulleitung gibt es natürlich auch für andere unter den größeren Akteuren: „Dank an Frau Marouelli für die toll gestaltete Kulisse sowie Frau Göttelmann und Frau Inkmann für die hervorragende AG-Leistung. Und auch einem, der sich schon im Hintergrund versteckt hat, möchte ich hier herzlich danken: Unser Bassist Jürgen Kunze hat meisterhaft die bestehenden Stücke sehr stimmig für unsere Elternband neu arrangiert. Außerdem möchte ich natürlich dem Förderverein der Marienschule für die tolle Organisation des jetzt beginnenden Schulfests danken – und auch allen helfenden und unterstützenden Lehrkräften und Eltern. – Ihnen und uns allen wünsche ich jetzt viel Spaß und ein wunderschönes Fest!“

Das wird es dann auch – und zwar bis in den Abend hinein und mit leckeren Speisen und Getränken. Dass es leider beim äußerst beliebten „Slush-Eis“ technische Verzögerungen gibt, stört letztlich niemanden – und auch nicht, dass am Ende des Tages viele Schülerstühle nicht da stehen, wo sie vor dem Fest standen. – Ist Jesus mit im Boot, da ist sich die Schulgemeinschaft mit Sicherheit einig, kommt alles schnell (wieder) ins Lot.

(Text und Fotos: Ak/ St. Marien-Schule Alzey)

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